Darmkrebs Vorsorge

Darmkrebs ist eine schleichende Erkrankung, die meist unbemerkt fortschreitet. Er bildet sich aus Vorstufen, die aus Veränderungen in der Darmschleimhaut – Polypen bzw. Adenomen – hervorgehen. Das Risiko steigt ab dem 50. Lebensjahr immer weiter an. Es besteht ein erhöhtes Risiko, wenn bereits nahe Verwandte an Darmkrebs erkrankt sind.

Im Zuge der Darmspiegelung (Koloskopie) sucht der Magen-Darm-Arzt nach diesen Darmkrebsvorstufen und entfernt sie. „Dadurch senken wir das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, drastisch“, versichert Dr. Jens Aschenbeck, der Darmkrebsexperte vom Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (bng). „Gleichzeitig können wir Darmkrebs, der sich schon manifestiert hat, früher erkennen und erhöhen so definitiv die Heilungsrate.“ Rechtzeitig entdeckt ist Darmkrebs heilbar. Je früher er entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen!

"Niemand ist vor Darmkrebs gefeit, aber jeder hat es in der Hand, seine Risiken günstig zu beeinflussen."
Dr. Jens Aschenbeck
bng-Darmkrebsexperte

Auf welche Leistungen habe ich Anspruch?

Beratungsgespräch: Frauen und Männer ab 50 Jahren haben einen Anspruch auf ein Beratungsgespräch über  das kolorektale Karzinom und auf Informationen über das Früherkennungsprogramm.

Darmspiegelung: Männer ab 50 Jahren haben Anspruch auf eine Koloskopie, weil sie gegenüber Frauen ein höheres Risiko für eine Darmkrebserkrankung haben. Für Frauen gilt diese Regelung deshalb erst ab 55 Jahren. Für beide erneuert sich der Anspruch im Abstand von 9 Jahren zur vorangegangenen Untersuchung.

Test auf okkultes Blut (iFOBT): Frauen und Männer ab 50 Jahren können jährlich einen Test auf okkultes Blut im Stuhl mit einem quantitativen immunologischen Test (iFOBT) durchführen, ab 55 alle zwei Jahre.

Darmkrebs Screening

Seit Oktober 2002 gibt es ein gesetzliches Früherkennungsprogramm. Dieses wurde am 1. Juli 2019 durch ein Einladungsverfahren ergänzt. Seitdem erhalten alle Bürger, die bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sind, alle 5 Jahre (zwischen 50 und 65 Jahren) eine Einladung, an der Darmkrebsvorsorge teilzunehmen.

Das Programm bietet allen Versicherten ab dem 50. Lebensjahr einen jährlichen Test auf verstecktes Blut im Stuhl (iFOBT) an, ab 55 Jahren kann dieser Stuhltest alle 2 Jahre durchgeführt werden. Alternativ dazu haben die Versicherten ab 50 Jahren (Männer) und ab 55 Jahren (Frauen) einen Anspruch auf eine Darmspiegelung zur Früherkennung von Darmkrebs. Im Rahmen dieser Untersuchung werden gegebenenfalls Polypen entfernt, die ein Risikofaktor für die Entstehung eines Tumors sein können. Wenn die Erstuntersuchung vor dem 65. Lebensjahr stattgefunden hat, besteht nach zehn Jahren ein Anspruch auf eine zweite Früherkennungs-Darmspiegelung.

Nach Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) wurden bundesweit allein bis Ende 2010 bei Personen im Alter von 55 bis 84 Jahren 98.734 Darmkrebsfälle durch die Teilnahme an Früherkennungs-Darmspiegelungen verhindert. Weitere 47.168 Erkrankungen konnten in einem frühen, in den meisten Fällen heilbaren Stadium entdeckt werden. Die Anzahl der jährlich an Darmkrebs neu erkrankten Bürger ist nach Angaben des Robert-Koch-Institutes (RKI) in den letzten 20 Jahren um ca. 25% gesunken, ein Erfolg der Darmkrebsvorsorge. Gleichzeitig ist die Rate derjenigen, die an Darmkrebs versterben, um 35-40% gesunken. In diesen Zahlen spiegeln sich auch verbesserte Therapiemöglichkeiten wider.

Etwa 5-7% der Bundesbürger erkranken im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs. Jedes Jahr sterben etwa 40 % der Neuerkrankten, das sind zuletzt rund 26.000 Menschen. Bei Frauen ist der Darmkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache (nach Brustkrebs) in Deutschland. Bei Männern ist der Darmkrebs als Todesursache nach Prostata- und Lungenkrebs mittlerweile auf Platz 3 gerutscht. Auch ein Erfolg der Darmkrebsvorsorge (Statista 2018).

Ist Darmkrebs Schicksal?

„Krebs ist nie eine Frage von Schuld.“, betont der Darmkrebsexperte vom Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (bng), Dr. Jens Aschenbeck. Jeder Bundesbürger trägt ein Risiko von etwa sechs Prozent, im Laufe seines Lebens an Darmkrebs zu erkranken. Dieses Risiko hängt von einer Reihe von Faktoren wie genetischen Vorbelastungen und Umwelteinflüssen ab, die kaum individuell zu beeinflussen sind. Negative Lebensstilfaktoren wie Übergewicht, Rauchen, wenig Bewegung und hoher Fleischkonsum können jedoch von jedem Einzelnen beeinflusst werden. Wichtig ist aber, dass über 80 Prozent der Darmkrebsfälle zufällig und nicht vorhersehbar entstehen. Und in der ganz überwiegenden Zahl entstehen diese aus vorbestehenden, gutartigen Polypen (Adenomen).


„Niemand ist also vor Darmkrebs gefeit“, erklärt der Magen-Darm-Arzt, „aber jeder hat es in der Hand, durch Darmkrebsvorsorge und -früherkennung seine Risiken günstig zu beeinflussen. Im Zuge einer Darmspiegelung entfernt der Magen-Darm-Arzt alle Polypen, aus denen eine Krebserkrankung hervorgehen könnte. In den seltenen Fällen, in denen eine Darmkrebserkrankung im Rahmen der Darmkrebsvorsorge entdeckt wird, bedeutet die frühzeitige Erkennung große Chancen auf Heilung.“


Aktuelle Studien zeigen auch, dass die Zahl der verhinderten Neuerkrankungen noch deutlich höher liegen könnte, wenn mehr Menschen das Angebot der Vorsorge-Darmspiegelung nutzen würden. Aufgrund der noch geringen Teilnahme am Screening-Programm wird immer noch fast jeder zweite Darmkrebs-Patient erst spät diagnostiziert!

Pflege für den Darm

Das Alter verändert den Körper. Die hohe Beanspruchung von Geweben und Organen fordert ihren Tribut. Doch wir stehen körperlichen Abnutzungserscheinungen nicht machtlos gegenüber. Wer pfleglich mit sich umgeht, kann Alterungsprozesse erheblich verzögern. Das gilt auch für unseren Darm.


Die Darmoberfläche würde ausgebreitet 400 bis 500 Quadratmeter abdecken, ist also fast doppelt so groß wie ein Tennisfeld. Die Schleimhäute sind stark belastet und müssen kontinuierlich erneuert werden. Das geht lange Zeit erstaunlich gut. Doch früher oder später zeigen sich bei vielen Menschen Veränderungen in Form von Polypen. Das sind gutartige Wucherungen, die lange ohne Symptome bleiben. In diesen Polypen verbergen sich aber häufig die Vorstufen, aus denen sich langsam, aber unaufhaltsam und meist unbemerkt ein Darmkrebs entwickeln kann.


„Die Koloskopie ist eine endoskopische Untersuchung, bei der der Magen-Darm-Arzt die Dickdarmoberfläche inspiziert und gegebenenfalls vorhandene Polypen entfernt“, erklärt der Darmkrebsexperte Dr. Jens Aschenbeck vom Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (bng). „Mit 50 bzw. 55 Jahren sollte die Darmspiegelung für jedermann genauso eine Selbstverständlichkeit sein wie die Zahnpflege und die jährliche Kontrolle beim Zahnarzt. Vorsorge ist der einzige Weg, um seine Zähne bis ins hohe Alter zu erhalten, und wie die Zähne benötigt auch der Darm seine Inspektion, die jedem gesetzlich Versicherten zusteht.“

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